IT in .it

Seit mehreren Monaten bin ich nun regelmäßig in der Niederlassung einer Bankengruppe in der Nähe von Mailand anzutreffen. Meine Anwesenheit hier ist nicht wirklich so zufällig, auch wenn man vielleicht nicht unbedingt einen Webentwickler mit WordPress-Expertise bei einem solchen Arbeitgeber erwarten würde.

Aber zu dem Thema erzähle ich sehr wahrscheinlich zu einem anderen Zeitpunkt noch etwas mehr.

Heute soll es jedoch um ein paar Beobachtungen gehen, welche die beruflichen Perspektiven und die Arbeitsumgebung von ITs in Italien betreffen und die ich gern teilen möchte und diskutieren würde. Eventuell ist die Situation hier mit dem Arbeitsmarkt in Deutschland sehr vergleichbar. Ich bin dafür allerdings viel zu lange fort, um das wirklich gut beurteilen zu können. Dabei könnt ihr mir helfen.

Schaut man sich die Stellenanzeigen für Informatiker in der Lombardei an, erkennt man schnell, dass es trotz anhaltender Krisenstimmung und Stagnation in vielen anderen Bereichen eine weiterhin andauernde Nachfrage nach IT-Fachkräften gibt. Die Anzeigen bei den einschlägigen Portalen – wie zum Beispiel bei Monster oder Stepstone – richten sich aber vor allem an Softwareentwickler und Berater, die sich – ohne abwertend klingen zu wollen – dort tummeln, wo es eher um Industriestandards als um Kreativität geht.

Die größten Arbeitgeber für Informatiker im Großraum Mailand sind vor allem in der Finanz- und Versicherungswirtschaft anzutreffen, was aber sicher niemanden weiter überrascht. Allerdings stellen genau diese Unternehmen nur noch sehr begrenzt selbst Arbeitskräfte ein und greifen stattdessen – wenn es um die EDV geht – viel lieber auf Programmierer, Analysten und Berater aus Firmen zurück, die als Subunternehmer auf Projektbasis fungieren.

Inzwischen geht der Trend wieder dahin, dass man in den Firmen auf unbefristete Arbeitsverträge setzt. Vermutlich lässt sich das damit begründen, dass man einerseits das häufige Wechseln von Arbeitskräften zwischen den Konkurrenten unterbinden und fähige Angestellte längerfristig halten möchte. Andererseits war ein nicht unerheblicher Teil der Informatiker vorher lange Zeit selbständig, bis die Steuerlast in Italien auf einem Niveau angekommen war, an dem ein Leben als Freiberufler sehr schwierig wurde.

Es erscheint richtig und wichtig, ein paar „Spielregeln“ in Form von national gültigen Verträgen auch in der Informationstechnik zu haben. Dinge die in anderen Berufsgruppen inzwischen zur Normalität gehören, sind für Informatiker noch Neuland.

In Italien werden solche Vertragswerke auf ganze Branchen – weil von den entsprechend zuständigen Gewerkschaften ausgehandelt – angewendet, sodass beispielsweise für den Beschäftigten im Handel ganz andere Voraussetzungen als für einen Industriearbeiter gelten. Für die Beschäftigten in der IT greift man in Italien immer öfter auf den nationalen Vertrag der metallverarbeitenden Industrie zurück, was auch immer man daraus schließen möchte.

Wie seht ihr das? Ist das eine europaweite Tendenz? Wie ist eurer Meinung nach die Situation in Deutschland?

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